Gesundheitstrend, Lifestyle, Ersatzreligion – was ist Yoga? Auf jeden Fall kein flüchtiger Hype. Was die physiologische Wirkung aber auch die spirituelle Dimension dieses jahrtausendealten Übungssystems anbelangt, haben wir es mit einem erstaunlich differenzierten System der Salutogenese zu tun: Yoga ist ein Weg, auf dem sich geistige Übung und körperliche Praxis verschränken – soma und psyche zu ihrer Einheit zurückfinden. Darin eröffnet Yoga eine ganz eigene therapeutische Perspektive, die den Menschen in seiner ganzheitlichen Natur wahrnimmt und adressiert. Die alten Weisheiten der buddhistischen Psychologie eröffnen sich dem ausgebrannten Abendländer geradezu als ein Geschenk, während das medizinische Wissen des Westens die altindische Sichtweise auf den Menschen wiederum empirisch fundiert und erweitert hat. Somit darf Yoga heute als eine weltanschaulich neutrale und kosmopolitische Einladung für Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten verstanden werden, ein gesunderes und glücklicheres Leben zu führen. Im Yoga durchdringen sich Körper und Geist, Theorie und Praxis, Herz und Verstand – Yin und Yang, West und Ost.
Dieses Verständnis von Yoga möchte ich auch an meine Schüler weitergeben: Yoga als ein Angebot für jeden Menschen mit individueller Konstitution und einzigartigem Lebenslauf, seinen jeweiligen körperlichen wie seelischen Themen zu begegnen. Von Beginn an war die altindische Philosophie vor allem eine Lebensphilosophie, die die Erkenntnis nicht um ihrer selbst willen sucht. Im Vordergrund steht seit jeher die biografische Integration der Schattenseiten des Lebens. So war es auch der Anblick von Armut und Krankheit vor den Toren seiner Palastmauern, die den jungen Siddhartha Gautama (Buddha) zu seiner Erkenntnissuche motivierte.
Yogatherapie gilt als ein Komplementärverfahren und bietet eine optimale Begleitung oder eine Anschlusstherapie zu bestehenden oder vorausgegangenen Behandlungen durch einen Arzt, Ärztlichen Therapeuten/Psychotherapeuten oder Fachtherapeuten. Der therapeutische Ansatz des Yoga umfasst ein breites Anwendungsspektrum betreffend den Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-Probleme; Verdauungsprobleme/Reizdarm-Syndrom; Schlafstörungen; Stressabbau/Burn Out, Depression und Angstzustände. Während die in der Yogatherapie praktizierten Asanas auf den Alignment-Regeln der Spiraldynamik des Medical Yoga nach Dr. Christian Larsen sowie der traditionellen Bandha-Praxis beruhen und sich an dem Prinzip von Tension & Compression nach Paul Grilley orientieren, ist das im Rahmen meiner yogatherapeutischen Arbeit angebotene psychologische Coaching inspiriert durch die Existenzanalyse und Logotherapie nach Viktor Frankl, der Methode zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) und der humanistischen Psychologie.